Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 113

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Lntdeckungs- und Sorschungsreisen. 3. Alexander v. Humboldt. 113 wie Orgelpfeifen aufrechtstehend. Diese Gruppe bildet den auffallendsten Kontrast mit der Gestalt der Liliengewächse und der Bananen. Sie gehört zu den Pflanzen, welche Bernardin de St. Pierre ^ sehr glücklich vegetabilische Quellen der Wüste nennt. In den wasserleeren Ebenen von Südamerika suchen die von Durst geängsteten Tiere den Melonen- kaktus, eine kugelförmige, halb im dürren Sande verborgene Pflanze, deren saftreiches Inneres unter furchtbaren Stacheln versteckt ist. Die säulenförmigen Kaktusstämme erreichen bis 30 Fuß Höhe, und kandelaber- artig geteilt, erinnern sie durch Ähnlichkeit der Physiognomie an einige afrikanische Euphorbien. Wie diese grüne Oasen in den pflanzenleeren Wüsten bilden, so beleben die Orchideen den vom Licht verkohlten Stamm der Tropenbäume und der ödesten Felsenritzen. Die Vanillenform zeichnet sich aus durch hellgrüne, saftige Blätter wie durch vielfarbige Blüten von wunderbarem Baue. Die Orchideenblüten gleichen bald geflügelten Insekten, bald den Vögeln, welche der Duft der Honiggefüße anlockt. Das Leben eines Malers wäre nicht hinlänglich, um, auch nur einen beschränkten Raum durchmusternd, die prachtvollen Orchideen abzubilden, welche die tief ausgefurchten Gebirgstäler der peruanischen Andeskette zieren. Blattlos, wie fast alle Kaktusarten, ist die Form der Kasua- rinen, einer Pflanzengestalt, bloß der Südsee und Ostindien eigen: Bäume mit schachtelhalmähnlichen Zweigen. Doch finden sich auch in anderen Erdstrichen Spuren dieses mehr sonderbaren als schönen Typus. So wie in den Pisanggewächsen die höchste Ausdehnung, so ist in den Kasuarinen und in den Nadelhölzern die höchste Zusammenziehung der Blattgefäße. Tannen, Thuja und Zypressen bilden eine nordische Form, welche in den Tropen seltener ist und in einigen Koniferen (Damarra, Salisburia) ein breitblättriges Nadellaub zeigt. Ihr ewig frisches Grün erheitert die öde Winterlandschaft. Es verkündet gleichsam den Polarvölkern, daß, wenn Schnee und Eis den Boden bedecken, das innere Leben der Pflanzen wie das Prometheische Feuer nie auf unserem Planeten erlischt. Parasitisch, wie bei uns Moose und Flechten, überziehen in der Tropenwelt außer den Orchideen auch die Pothosgewächse^ den alternden Stamm der Waldbäume; saftige, krautartige Stengel erheben große bald pfeilförmige, bald gefingerte, bald längliche, aber stets dickadrige Blätter. * Französ. Schriftsteller (1737 — 1814). — 2 Sträucher, deren untere Zweige Wurzeln treiben; in Ostindien und So.-Asien heimisch, z. T. als Rankgewächse. Lampe, Erdkunde. Heft 4. v

2. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 115

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Cntdeckungs- und Forschungsreisen. Z. Alexander v. Humboldt. 115 eine Folge der Höhe ist, so darf man Gebirge, welche zwei- bis drei- tausend Fuß über dem Meere erhaben sind, als den Hauptsitz dieser Form nennen. Hochstämmige Farrenkräuter begleiten in Südamerika den wohl- tätigen Baum, der die heilende Fieberrinde darbietet.^ Beide bezeichnen die glückliche Region der Erde, in welcher die ewige Milde des Früh- lings herrscht. Noch nenne ich die Form der Liliengewächse mit schilf- artigen Blättern und prachtvollen Blüten, eine Form, deren Hauptvater- land das südliche Afrika ist; ferner die Weidenform, in allen Weltteilen einheimisch, und in den Hochebenen von Quito, nicht durch die Gestalt der Blätter, sondern durch die der Verzweigung, in Schmus Molle2 wiederholt, Myrtengewächse und Lorbeerform. Es wäre ein Unternehmen, eines großen Künstlers wert, den Charakter aller dieser Pflanzengruppen, nicht in Treibhäusern oder in den Beschreibungen der Botaniker, sondern in der großen Tropennatur selbst, zu studieren. Wie interessant und lehrreich für den Landschaftsmaler wäre ein Werk, welches dem Auge die aufgezählten sechzehn Hauptformen erst einzeln und dann in ihrem Kontraste gegeneinander darstellte! Was ist malerischer als baumartige Farren, die ihre zartgewebten Blätter über die mejikanischen Lorbeereichen ausbreiten, was reizender als Pisang- gebüsche, von hohen Guadua- und Bambusgräsern umschattet? Dem Künstler ist es gegeben, die Gruppen zu zergliedern; und unter seiner Hand löst sich (wenn ich den Ausdruck wagen darf) das große Zauber- bild der Natur, gleich deu geschriebenen Werken der Menschen, in wenige einfache Züge auf. Am glühenden Sonnenstrahl des tropischen Himmels gedeihen die herrlichsten Gestalten der Pflanzen. Wie im kalten Norden die Baum- rinde mit dürren Flechten und Laubmoosen bedeckt ist, so beleben dort Cymbidium und duftende Vanille den Stamm der Anakardien und der riesenmäßigen Feigenbäume. Das frische Grün der Pothosblätter und Drakontien kontrastiert mit den vielfarbigen Blüten der Orchideen. Ran- kende Bauhinien, Passifloren und gelbblühende Banisterien^ umschlingen den Stamm der Waldbäume. Bei dieser Fülle von Blüten und Blättern, bei diesem üppigen Wüchse und der Verwirrung rankender Gewächse wird es oft dem Naturforscher schwer, zu erkennen, welchem Stamme Blüten 1 Chinarinden-Baum. — 2 Peruanischer Pfefferbaum, ein Strauch mit gefie- derten Blättern, weißen Blüten und roten Beeren, der von Mejiko bis Chile häufig ist. — 8 Passionsblumen sind Kräuter und Sträucher im tropischen Afrika und Amerika, hier viel von den Kolibris besucht. 8*

3. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 116

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
116 Ii. Erdkundliches Lesebuch. und Blätter zugehören. Ein einziger Baum bildet eine Gruppe von Pflanzen, welche, voneinander getrennt, einen beträchtlichen Erdraum bedecken würden. In den Tropen sind die Gewächse saftstrotzender, von frischerem Grün, mit größeren und glänzenderen Blättern geziert als in den nördlicheren Erdstrichen. Gesellschaftlich lebende Pflanzen, welche die europäische Vegetation so einförmig machen, fehlen am Äquator bei- nahe gänzlich. Bäume, fast zweimal so hoch als unsere Eichen, prangen dort mit Blüten, welche groß und prachtvoll wie unsere Lilien sind. An den schattigen Ufern des Magdalenenfluffes in Südamerika wächst eine rankende Anstolochia, deren Blume von vier Fuß Umfang sich die indischen Knaben in ihren Spielen über den Scheitel ziehen. Im süd- indischen Archipel hat die Blüte der Rafflesia1 fast drei Fuß Durchmesser und wiegt über vierzehn Pfund. Die außerordentliche Höhe, zu welcher sich unter den Wendekreisen nicht bloß einzelne Berge, sondern ganze Länder erheben, und die Kälte, welche Folge dieser Höhe ist, gewähren dem Tropenbewohner einen selt- samen Anblick. Außer den Palmen und Pisanggebüschen umgeben ihn auch die Pflanzenformen, welche nur den nordischen Ländern anzugehören scheinen. Zypressen, Tannen und Eichen, Berberisfträucher und Erlen (nahe mit den unsrigen verwandt) bedecken die Gebirgsebenen im südlichen Mejiko, wie die Andeskette unter dem Äquator. So hat die Natur dem Menschen in der heißen Zone verliehen, ohne seine Heimat zu verlassen, alle Pflanzengestalten der Erde zu sehen, wie das Himmelsgewölbe von Pol zu Pol ihm keine seiner leuchtenden Welten verbirgt. Diesen und so manchen anderen Naturgenuß entbehren die nordischen Völker. Viele Gestirne und viele Pflanzenformen bleiben ihnen ewig unbekannt. Die krankenden Gewächse, welche unsere Treibhäuser einschließen, gewähren nur ein schwaches Bild von der Majestät der Tropenvegetation. Aber in der Ausbildung unserer Sprache, in der glühenden Phantasie des Dichters, in der darstellenden Kunst der Maler ist eine reiche Quelle des Ersatzes eröffnet. Aus ihr schöpft unsere Einbildungskraft die lebendigen Bilder einer exotischen Natur. Im kalten Norden, in der öden Heide kann der einsame Mensch sich aneignen, was in den fernsten Erdstrichen erforscht wird, und so in seinem Innern eine Welt sich schaffen, welche das Werk seines Geistes ist, frei und unvergänglich wie dieser. 1 Die Riesenblume gehört zu den ^riswloc-dia-(Osterluzei-) Gewächsen, die in der n. gemäßigten Zone, im Mittelmeergebiet und überall in den Tropen artenreich auftreten.

4. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 174

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
174 Der Osten . . Der Westen. . Die Mitte . . Der Norden . | Einwohner auf ; qkm 11 ({Ii m .! 379,5 . | 406,4 . 1 644,1 . ' 195,7 Wald qkm 158,5 208,7 100,4 58,4 Acker qkm I % Reinertrag Mk. pro ha 42 152,9 40,3 ca. 9( 3-20) 51 142,1 35 „ 7( 3-12) 15 428,8 65 „25(10-40) 30 109,9 56 „19(10-30) 57 70 122 188 Waldige Gebirge rahmen den fruchtbaren Kern der Grafschaft ein, der von ihnen Schntz gegen Wetter, Wind und Widersacher, dazu arbeits- kräftige Gewässer, Bausteine und Holz empfängt, neuerdings auch eine Steigerung des eigenen Lebens durch den Zustrom der Sommergäste aus den Städten des Flachlandes, die von heilkräftigen oder erfrischenden Quellen, von der würzigen Waldlnst des Berglandes, vom rüstigen Wan- dern auf seinen aussichtsreichen Höhen und durch seine schattigen Täler eine Aufmunterung ihrer Lebenskraft erwarten. An der Ostseite des Länd- chens ragt, seine Gesamtheit beherrschend, die Masse des Schneeberges allein über die Waldgrenze empor. Die Schweizerei (1224 m), deren Weide- gründe die schon der Verkümmerung nahe, lockere oberste Waldregion lichten, die höchste Siedelung des Ländchens, ist das Ziel einer der Straßen, die den weiten Forstbesitz des Prinzen Friedrich Heinrich durchflechten und er- schließen; sie ist der Nastort der Bergwanderer, die nun von dem stolzen Turm die früher nur stückweise vom Rande des flachgewölbten Bergscheitels ge- meßbare Rundsicht mit einem einzigen, weitgreifenden Umblick erfassen. Ch° erreicht erst in beträchtlicher Ferne am Anstritt der Täler aus den Bergen dörfliche Siedelungen. Denn das Gebirge umfängt ein tief bis an seinen Rand herabreichendes Waldkleid, der stolze Besitz weniger großer Grundherrschaften (Gras Althann-Mittelwalde, Prinz Friedrich Heinrich Schnallenstein und Seitenbcrg, Graf Magnis-Kieslingswalde), die mit ein paar kleinen Bauernwaldungen eine geschlossene Forstfläche von nahezu drei Ouadratmeilen allein ans dein preußischen Abhänge des Gebirges bilden. Der wohlgepflegte Wald beherrscht so das wirtschaftliche Leben diefes Berglandes; er dringt hier und da selbst erobernd gegen den Bereich früherer Rodungen vor, wenn ein Grundherr seinen Besitz abrundet durch gelegentlich sich bietende Erwerbungen kleiner Felder, Wiesen und Häuschen, die in den Wald eingreifen oder ihm näher kommen, als den Forstleuten ge- nehm ist. Waldarbeit beschäftigt auch eine Menge Kräfte in den Dörfern, die längs der Bäche eine Strecke in das Gebirge hineindringen. Erst neuerdings stellt der Fremdenverkehr diese von Hans aus armen Dörfer teilweise freier auf eigene Füße. Das gilt am vollsten von Wölfelsgrund.

5. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 50

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
50 I. Abriß der Allgememen Crdkunde, tungsgebirge, Horstgebirge und vulkanische Gebirge. Ihre Erhebung ist im Vergleich zur Größe der Erde immer nur unbeträchtlich; selbst der höchste aller Berge, der Mount Everest, dürfte auf einem Globus von 1 in Durchmesser nur 2/3 mm hoch dargestellt werden. Ii. Wände- Unablässig verändert sich der Umfang, mehr noch das Relief des ^Boden- Landes, während die fast dreifach größere, meerbedeckte Außenseite des Erd- formen, balls eben durch das Meer vor zerstörenden Eingriffen von außen her besser geschützt wird. Hauptursachen jener steten Umgestaltung sind: 1._^tranb= 1. Verschiebung der Strandlinie, sei es im positiven oder im Verschiebung, ncga^t,cn Sinne. Bei jedem Absinken von Land und bei Überflutung der eingebrochenen Stelle durch das Meer muß eine Erniedrigung des gesamten Meeresspiegels, also eine negative Strandlinienverschiebnng an anderen Küsten, eintreten; eine positive, wenn auch von gering- sügiger Größe vollzieht sich a) ganz allgemein und unablässig infolge von langsamen: Aufhöhen des Meeresbodens seitens der über den Meeres- boden sich fort und fort breitenden Sedimente, d) örtlich dadurch, daß die Massenanziehung des Wassers durch das Küstenland stärker wird, z. B. bei Emporfaltung eines Gebirges im Binnenland. Diese Massen- anziehnng bewirkt überhaupt, daß der Meeresspiegel nicht mit der idealen Oberfläche des Rotations-Ellipsoids zusammenfällt, sondern zu einer gegen das Land hin ausgerichteten, schrägen Ebene etwas über die rechtwinklige Lage znm Erdradius emporgezogen ist. Allerdings ist die Dichtigkeit der Erde nicht gleichmäßig, und zwar vielsach unter Gebirgen geringer als unter Ebenen, unter dem Festland als unter dem Meere; denn von den höheren Teilen der Erde tragen die Gewässer an- dauernd Massen zu den tieseren herab. Dieser Umstand wirkt abschwächend aus die Massenanziehung ein, der das Meer seitens der Festländer ausgesetzt ist (S. 15). — Weil die Höhe der Jnnenwärme einer Landmasse von dem Wärmegrad abhängt, der dicht unter der Bodenobersläche dauernd herrscht und der mittleren Lufttemperatur der Örtlichkeit entspricht (S. 15,16), so muß sich eine Landmasse durch äußere Abkühlung, z. B. infolge von Be- deckung mit Gletschereis, zusammenziehen, durch äußere Erwärmung, z. B. nach dem Abschmelzen großer Jnlandeisdecken, ausdehnen; das ver- ursacht bei Küstenländern ebenfalls säkulare Strandlinienverschiebung, so daß z. B. in Skandinavien, einem zur Eiszeit grönländisch übergletschert gewesenen Gebiet, „alte Strandlinien" der Eiszeit in noch deutlichen Streifen hoch über dem gegenwärtigen Meeresspiegel erkennbar sind. 2. Zerstörung Z. Steter Angriff a) der Atmosphärilien bewirkt Verwitterung, ^sph^irmeu"'entweder trockene oder nasse; jene tritt in Ländern mit trockenem Klima

6. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 125

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Cntdeckungs- und Sorschung-reisen. S. Ferdinand v. Richthofen. 125 die Kahlheit der Berge, die Formen und Farben der Gesteine, welche dadurch deutlich werden, die Art der Lagerungsverhältnisse, welche sich noch aus weiter Entfernung klar erkennen lassen, die breite, eintönige Berebenung im Osten mit sanfter Böschung von den Flanken abwärts, die breiten, sandigen, wasserlosen Flußbecken — alles dies ist charak- teristisch für das Great Basin. Nur die zerstreuten Dörfer zeigen, daß hier ein anderes Volk wohnt als die wandernden Indianer. Auch ließ sich selbst von der Höhe erkennen, daß der Talboden größtenteils aus festem Gestein besteht, nicht aus sandigen Anschwemmungen wie im Great Basin, und zu einer andern Jahreszeit würde das Grün der Talvege- tation einen wohltätigen Unterschied bilden, während die kahle Farbe, welche die Landschaft jetzt hat, die erwähnte Ähnlichkeit noch vermehrt. Im Vernichten der Vegetation zeichnen sich die Chinesen in trauriger Weise aus. Die Vorfahren der jetzigen Generation haben die Wälder ausgerottet; dann wurden auch die letzten Reste der Sträucher vertilgt. Oft habe ich die Leute auf kahlen Bergflächen sorgsam die Wurzelstöcke der Strüucher aufsuchen und aushacken sehen, um sie als Brennmaterial zu verwenden. In Schantung aber, bei Tschisu wie hier im W, ist auch dieses Stadium vorüber; denn es gibt längst keine Strüucher mehr. Man ist daher zur Ausrottung der Gras- und Kraut- Vegetation herabgestiegen. An Berggehängen wie an Feldrainen sieht man oft Scharen von Leuten emsig beschäftigt, mit eigens zu diesem Zweck verfertigten Instrumenten erst das trockene Gras abzumähen und dann die Wurzeln auszuhacken. Ganze Flüchen werden in einem Tage vollständig verödet. Die Praxis muß alt sein, dafür spricht die Anwen- dung derselben Werkzeuge im Osten und Westen; diese Werkzeuge aber werden zum Teil im südlichen China verfertigt. Es ist gewiß ein gutes Zeichen für Klima und Boden, daß die Berge noch immer mit einer dünnen Vegetation bedeckt bleiben. Dies ist der einzige Nutzen, den die Bevölkerung von ihren Bergen zieht. Ich fragte, warum man nicht Schaf- Herden auf den Bergen weiden lasse und mit dem Erlös Kohlen ein- führe. Man antwortete, niemand habe so viel Geld, um Schafe zu kaufen. Es fehlt dem Volke durchaus an jedem Trieb nach neuen Unterneh- mungen und Verbesserungen. Sie bewegen sich in den vor Urzeiten von den Ahnen vorgezeichneten Wegen und weichen nicht einen Zoll breit davon in Arizona und der kalifornischen Küstenkordillere n. von los Angeles, v. Richthofen hatte diese Gebiete Kaliforniens bereift, ehe er zu seinen Forschungswanderungen durch China (1868 —1872) nach Asien zurückkehrte.

7. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 106

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
106 des unermeßlichen Ozeans in ein Feuermeer um. Unauslöschlich wird mir der Eindruck jener stillen Tropennächte der Südsee bleiben, wenn aus der duftigen Himmelsbläue das hohe Sternbild des Schiffes und das gesenkt untergehende Kreuz ihr mildes Licht ausgössen, und wenn zugleich in der schäumenden Meeresflut die Delphine ihre leuchtenden Furchen zogen. So sind auch die verborgensten Räume der Schöpfung mit Leben erfüllt. Wir wollen hier bei den Geschlechtern der Pflanzen verweilen; denn auf ihrem Dasein beruht das Dasein der tierischen Schöpfung. Unablässig sind sie bemüht, den rohen Stoff der Erde organisch anein- anderzureihen und vorbereitend dnrch lebendige Kraft zu mischen, was nach tausend Umwandlungen zur regsamen Nervenfaser veredelt wird. Derselbe Blick, den wir auf die Verbreitung der Pflanzendecke heften, enthüllt uns die Fülle des tierischen Lebens, das von jener genährt und erhalten wird. Ungleich ist der Teppich gewebt, welchen die blütenreiche Flora über den nackten Erdkörper ausbreitet: dichter, wo die Sonne höher an dem nie bewölkten Himmel emporsteigt; lockerer gegen die trägen Pole hin, wo der wiederkehrende Frost bald die entwickelte Knospe tötet, bald die reifende Frucht erhascht. Doch überall darf der Mensch sich der nährenden Pflanzen erfreuen. Auf dem nackten Steine, sobald ihn zuerst die Lust berührt, bildet sich in den nordischen Ländern ein Gewebe sammetartiger Fasern, welche dem unbewaffneten Auge als farbige Flecken erscheinen. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte Farbe. Das fernleuchtende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau der Leprarieu-Flechten verwandelt sich nach und nach in ein staubartiges Schwarz. Die Grenzen der alternden Decke fließen ineinander, und auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue, zirkelrunde Flechten von blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein organisches Gewebe auf das andere; und wie das sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte Stufen der sittlichen Kultur durchlaufen muß, so ist die allmähliche Ver- breitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt hohe Waldbäume ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte Flechten das erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, krautartige Gewächse und Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen Zwischen- zeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewirken in den Tropen Portulaca, Gomphrenen^ und andere fette, niedrige Uferpflanzen. 1 Blütenkräuter, besonders in Mittel- und Südamerika verbreitet und artenreich.

8. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 107

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Bericht« von Lntdeckungs- und Sorschungsreisen. Z. Alexander v. Humboldt. 107 Die Geschichte der Pflanzendecke und ihre allmähliche Ausbreitung über die öde Erdrinde hat ihre Epochen, wie die Geschichte der wandernden Tierwelt. Ist aber auch die Fülle des Lebens überall verbreitet, ist der Organismus auch unablässig bemüht, die durch den Tod entfesselten Elemente zu neuen Gestalten zu verbinden, so ist diese Lebensfülle und ihre Erneuerung doch nach Verschiedenheit der Himmelsstriche verschieden. Periodisch erstarrt die Natur in der kalten Zone; denn Flüssigkeit ist Bedingnis zum Leben. Tiere und Pflanzen liegen hier viele Monate hindurch im Winterschlaf vergraben. In einem großen Teile der Erde haben daher nur solche organische Wesen sich entwickeln können, welche einer beträchtlichen Entziehung von Wärmestoff widerstehen und ohne Blattorgane einer langen Unterbrechung der Lebensfunktiouen fähig sind. Je näher dagegen den Tropen, desto mehr nimmt Mannigfaltigkeit der Gestaltung, Anmut der Form und des Farbengemisches, ewige Jugend und Kraft des organischen Lebens zu. Wenn man aus unseren dick- laubigen Eichenwäldern über die Alpen- oder Pyrenäenkette nach Welsch- land oder Spanien hinabsteigt, wenn man gar seinen Blick auf einige afrikanische Küstenländer des Mittelmeeres richtet, so wird man leicht zu dem Fehlschlüsse verleitet, als sei Baumlosigkeit der Charakter heißer Klimate. Aber man vergißt, daß das südliche Europa eine andere Gestalt hatte, als pelasgische oder karthagische Pflanzvölker sich zuerst darin festsetzten; man vergißt, daß frühere Bildung des Menschengeschlechtes die Waldungen verdrängt, und daß der umschaffende Geist der Nationen der Erde allmählich den Schmuck raubt, welcher uns in dem Norden er- freut, und welcher (mehr als alle Geschichte) die Jugend unserer sittlichen Kultur anzeigt. Das Malerische italienischer Gegenden beruht vorzüglich auf dem lieblichen Kontrast zwischen dem unbelebten, öden Gestein und der üppigen Vegetation, welche inselförmig darin aufsproßt. Wo dieses Gestein minder zerklüftet, die Wasser auf der Oberfläche zusammenhält, wo diese mit Erde bedeckt ist (wie an den reizenden Ufern des Albaner Sees), da hat selbst Italien seine Eichenwälder, so schattig und grün, als der Bewohner des Nordens sie wünscht. Auch die Wüsten jenseits des Atlas und die unermeßlichen Ebenen oder Steppen von Südamerika sind als bloße Lokalerscheinungen zu betrachten. Diese findet man, in der Regenzeit wenigstens, mit Gras und niedrigen, fast krautartigen Mimosen bedeckt; jene sind Sandmeere im Innern des alten Kontinents, große pstanzenleere Räume, mit ewig grünen, waldigen Ufern umgeben. Nur einzeln stehende Fächerpalmen erinnern den Wanderer, daß diese Einöden Teile einer belebten Schöpfung find. Im trügerischen Lichtspiele,

9. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 108

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
108 Ii. Erdkundliches Lesebuch. das die strahlende Wärme erregt, sieht man bald den Fuß dieser Palmen frei in der Luft schweben, bald ihr umgekehrtes Bild in den wogenartig zitternden Luftschichten wiederholt. Auch westlich von der peruanischen Andeskette, an den Küsten des Stillen Meeres, haben wir Wochen ge- braucht, um solche wasserleere Wüsten zu durchstreichen. Hat eine Gegend einmal ihre Pflanzendecke verloren, ist der Sand beweglich und quellenleer, hindert die heiße, senkrecht aufsteigende Luft den Niederschlag der Wolken, so vergehen Jahrtausende, ehe von den grünen Ufern aus organisches Leben in das Innere der Einöde dringt. Wer demnach die Natur mit einem Blicke zu umfassen und von Lokalphänomenen zu abstrahieren weiß, der sieht, wie mit Zunahme der belebenden Wärme, von den Polen zum Äquator hin, sich auch allmäh- lich organische Kraft und Lebensfülle vermehren. Aber bei dieser Ver- mehrung sind doch jedem Erdstriche besondere Schönheiten vorbehalten: den Tropen Mannigfaltigkeit und Größe der Pflanzenformen; dem Norden der Anblick der Wiesen und das periodische Wiedererwachen der Natur beim ersten Wehen der Frühlingslüfte. Jede Zone hat außer den ihr eigenen Vorzügen auch ihren eigentümlichen Charakter. So wie man an einzelnen organischen Wesen eine bestimmte Physiognomie erkennt, wie beschreibende Botanik und Zoologie, im engern Sinne des Worts, Zer- gliederung der Tier- und Pflanzenformen sind, so gibt es auch eine Naturphysiognomie, welche jedem Himmelsstriche ausschließlich zukommt. Was der Maler mit den Ausdrücken „Schweizer Natur", „italienischer Himmel" bezeichnet, gründet sich auf das dunkle Gefühl dieses lokalen Naturcharakters. Luftbläue, Beleuchtung, Duft, der auf der Ferne ruht, Gestalt der Tiere, Saftfülle der Kräuter, Glanz des Laubes, Umriß der Berge: alle diese Elemente bestimmen den Totaleindruck einer Gegend. Zwar bilden unter allen Zonen dieselben Gebirgsarten, Trachyt, Basalt, Porphyrschiefer und Dolomit, Felsgruppen von einerlei Physiognomie. Die Grünsteinklippen in Südamerika und Mexiko gleichen denen des deutschen Fichtelgebirges; denn die unorganische Rinde der Erde ist gleich- sam unabhängig von klimatischen Einflüssen. Alle Formationen sind allen Weltgegenden eigen und in allen gleichgestaltet. Überall bildet der Granit sanft rundliche Kuppen. Auch ähnliche Pflanzenformen, Tannen und Eichen, bekränzen die Berggehänge in Schweden wie die des süd- lichsten Teils von Mexiko. Und bei aller dieser Übereinstimmung in den Gestalten, bei dieser Gleichheit der einzelnen Umrisse nimmt die Grup- Pierling derselben zu einem Ganzen doch den verschiedensten Charakter an. Georg Forster in seinen Reisen und in seinen kleinen Schriften, Goethe

10. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 109

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Cntdeckungs - und Forschungsreisen. 3. Alexander v. /sumboldt. 109 in den Naturschilderungen, welche so manche seiner unsterblichen Werke enthalten, Buffon und Chateaubriand haben mit unnachahmlicher Wahr- heit den Charakter einzelner Himmelsstriche geschildert. Solche Schil- derungen sind aber nicht bloß dazu geeignet, dem Gemüt einen Genuß der edelsten Art zu verschaffen; nein, die Kenntnis von dem Natur- charakter verschiedener Weltgegenden ist mit der Geschichte des Menschen- geschlechtes und mit der seiner Kultur aufs innigste verknüpft. Denn wenn auch der Anfang dieser Kultur nicht durch physische Einflüsse allein bestimmt wird, so hängt doch die Richtung derselben, so hängen Volks- charakter, düstere oder heitere Stimmung der Menschheit großenteils von klimatischen Verhältnissen ab. Die Dichterwerke der Griechen und die rauheren Gesänge der nordischen Urvölker verdankten größtenteils ihren eigentümlichen Charakter der Gestalt der Pflanzen und Tiere, den Gebirgs- tälern, die den Dichter umgaben, und der Luft, die ihn umwehte. Wer fühlte sich nicht, um selbst nur an nahe Gegenstände zu erinnern, anders gestimmt in dem dunkeln Schatten der Buchen, auf Hügeln, die mit ein- zeln stehenden Tannen bekränzt sind, oder auf der Grasflur, wo der Wind in dem zitternden Laube der Birke säuselt? Melancholische, ernst erhebende oder fröhliche Bilder rufen diese vaterländischen Pflanzengestalten in uns hervor. Der Einfluß der physischen Welt auf die moralische, das geheimnis- volle Jneinanderwirken des Sinnlichen und Außersinnlichen gibt dem Naturstudium, wenn man es zu höheren Gesichtspunkten erhebt, einen eigenen, noch zu wenig erkannten Reiz. Wenn aber auch der Charakter verschiedener Weltgegenden von allen äußeren Erscheinungen zugleich ab- hängt, wenn Umriß der Gebirge, Himmelsbläue, Wolkengestalt und Durch- sichtigkeit des Luftkreises den Totaleindruck bewirken, so ist doch nicht zu leugnen, daß das Hauptbestimmende dieses Eindrucks die Pflanzendecke ist. Dem tierischen Organismus fehlt es an Masse; die Beweglichkeit der Individuen und oft ihre Kleinheit entziehen sie unseren Blicken. Die Pflanzen- schöpfung dagegen wirkt durch stetige Größe auf unsere Einbildungskraft. Umfaßt man mit einem Blick die verschiedenen phanerogamischen Pflanzenarten, so erkennt man in dieser wundervollen Menge gewisse Hauptformen, auf welche sich viele andere zurückführen lassen. Zur Be- stimmung dieser Typen, von deren individueller Schönheit, Verteilung und Gruppierung die Physiognomie der Vegetation eines Landes abhängt, muß man nicht (wie in den botanischen Systemen aus andern Beweg- gründen geschieht) auf die kleinsten Fortpflanzungsorgane, Blütenhüllen und Früchte, sondern nur auf das Rücksicht nehmen, was durch Masse den Totaleindruck einer Gegend individualisiert. Unter den Hauptformen
   bis 10 von 130 weiter»  »»
130 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 130 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 8
1 1
2 0
3 2
4 1
5 3
6 3
7 6
8 0
9 0
10 0
11 2
12 0
13 2
14 1
15 8
16 0
17 38
18 17
19 4
20 1
21 0
22 15
23 0
24 14
25 0
26 0
27 0
28 0
29 2
30 14
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 88
39 2
40 3
41 20
42 0
43 2
44 1
45 7
46 0
47 0
48 3
49 70

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 29
1 1
2 1
3 19
4 8
5 1
6 2
7 0
8 0
9 0
10 2
11 28
12 1
13 1
14 0
15 0
16 0
17 2
18 3
19 0
20 0
21 57
22 1
23 1
24 25
25 0
26 0
27 5
28 1
29 0
30 0
31 0
32 1
33 6
34 0
35 1
36 1
37 1
38 0
39 0
40 0
41 0
42 6
43 4
44 1
45 0
46 1
47 20
48 23
49 9
50 79
51 0
52 0
53 0
54 4
55 1
56 0
57 2
58 2
59 0
60 0
61 17
62 6
63 0
64 18
65 2
66 0
67 0
68 0
69 0
70 82
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 3
77 4
78 2
79 4
80 1
81 0
82 0
83 0
84 20
85 0
86 0
87 0
88 0
89 4
90 0
91 4
92 17
93 4
94 3
95 25
96 0
97 8
98 1
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 78
1 32
2 23
3 33
4 10
5 44
6 98
7 53
8 27
9 53
10 25
11 89
12 34
13 20
14 145
15 79
16 23
17 44
18 53
19 74
20 35
21 51
22 54
23 11
24 132
25 29
26 38
27 202
28 26
29 86
30 20
31 34
32 130
33 169
34 186
35 110
36 49
37 77
38 29
39 56
40 37
41 4
42 10
43 33
44 61
45 33
46 19
47 137
48 26
49 10
50 46
51 49
52 78
53 42
54 72
55 31
56 45
57 37
58 19
59 201
60 22
61 45
62 142
63 47
64 14
65 57
66 28
67 41
68 17
69 5
70 36
71 47
72 11
73 6
74 31
75 91
76 50
77 15
78 172
79 16
80 23
81 242
82 9
83 259
84 4
85 86
86 123
87 84
88 14
89 28
90 94
91 108
92 12
93 35
94 15
95 220
96 24
97 23
98 17
99 13
100 103
101 91
102 47
103 21
104 124
105 44
106 5
107 21
108 40
109 202
110 58
111 18
112 18
113 18
114 10
115 76
116 15
117 20
118 18
119 148
120 30
121 113
122 81
123 26
124 32
125 27
126 64
127 118
128 33
129 95
130 51
131 128
132 14
133 166
134 74
135 47
136 212
137 19
138 53
139 132
140 56
141 23
142 85
143 42
144 18
145 66
146 144
147 13
148 32
149 22
150 23
151 57
152 45
153 87
154 3
155 67
156 87
157 60
158 20
159 107
160 98
161 35
162 187
163 160
164 56
165 28
166 72
167 15
168 4
169 26
170 27
171 32
172 53
173 102
174 34
175 107
176 44
177 187
178 50
179 36
180 101
181 158
182 184
183 267
184 134
185 23
186 36
187 11
188 188
189 21
190 16
191 24
192 67
193 284
194 8
195 52
196 53
197 24
198 36
199 90