Berichte von Lntdeckungs- und Sorschungsreisen. 3. Alexander v. Humboldt. 113
wie Orgelpfeifen aufrechtstehend. Diese Gruppe bildet den auffallendsten
Kontrast mit der Gestalt der Liliengewächse und der Bananen. Sie
gehört zu den Pflanzen, welche Bernardin de St. Pierre ^ sehr glücklich
vegetabilische Quellen der Wüste nennt. In den wasserleeren Ebenen
von Südamerika suchen die von Durst geängsteten Tiere den Melonen-
kaktus, eine kugelförmige, halb im dürren Sande verborgene Pflanze,
deren saftreiches Inneres unter furchtbaren Stacheln versteckt ist. Die
säulenförmigen Kaktusstämme erreichen bis 30 Fuß Höhe, und kandelaber-
artig geteilt, erinnern sie durch Ähnlichkeit der Physiognomie an einige
afrikanische Euphorbien. Wie diese grüne Oasen in den pflanzenleeren
Wüsten bilden, so beleben die Orchideen den vom Licht verkohlten Stamm
der Tropenbäume und der ödesten Felsenritzen. Die Vanillenform zeichnet
sich aus durch hellgrüne, saftige Blätter wie durch vielfarbige Blüten
von wunderbarem Baue. Die Orchideenblüten gleichen bald geflügelten
Insekten, bald den Vögeln, welche der Duft der Honiggefüße anlockt.
Das Leben eines Malers wäre nicht hinlänglich, um, auch nur einen
beschränkten Raum durchmusternd, die prachtvollen Orchideen abzubilden,
welche die tief ausgefurchten Gebirgstäler der peruanischen Andeskette
zieren. Blattlos, wie fast alle Kaktusarten, ist die Form der Kasua-
rinen, einer Pflanzengestalt, bloß der Südsee und Ostindien eigen:
Bäume mit schachtelhalmähnlichen Zweigen. Doch finden sich auch in
anderen Erdstrichen Spuren dieses mehr sonderbaren als schönen
Typus.
So wie in den Pisanggewächsen die höchste Ausdehnung, so ist in
den Kasuarinen und in den Nadelhölzern die höchste Zusammenziehung
der Blattgefäße. Tannen, Thuja und Zypressen bilden eine nordische
Form, welche in den Tropen seltener ist und in einigen Koniferen
(Damarra, Salisburia) ein breitblättriges Nadellaub zeigt. Ihr ewig
frisches Grün erheitert die öde Winterlandschaft. Es verkündet gleichsam
den Polarvölkern, daß, wenn Schnee und Eis den Boden bedecken, das
innere Leben der Pflanzen wie das Prometheische Feuer nie auf unserem
Planeten erlischt.
Parasitisch, wie bei uns Moose und Flechten, überziehen in der
Tropenwelt außer den Orchideen auch die Pothosgewächse^ den alternden
Stamm der Waldbäume; saftige, krautartige Stengel erheben große bald
pfeilförmige, bald gefingerte, bald längliche, aber stets dickadrige Blätter.
* Französ. Schriftsteller (1737 — 1814). — 2 Sträucher, deren untere Zweige
Wurzeln treiben; in Ostindien und So.-Asien heimisch, z. T. als Rankgewächse.
Lampe, Erdkunde. Heft 4. v
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Extrahierte Personennamen: Alexander_v Alexander Bernardin Pierre_^
Berichte von Cntdeckungs- und Forschungsreisen. Z. Alexander v. Humboldt.
115
eine Folge der Höhe ist, so darf man Gebirge, welche zwei- bis drei-
tausend Fuß über dem Meere erhaben sind, als den Hauptsitz dieser Form
nennen. Hochstämmige Farrenkräuter begleiten in Südamerika den wohl-
tätigen Baum, der die heilende Fieberrinde darbietet.^ Beide bezeichnen
die glückliche Region der Erde, in welcher die ewige Milde des Früh-
lings herrscht. Noch nenne ich die Form der Liliengewächse mit schilf-
artigen Blättern und prachtvollen Blüten, eine Form, deren Hauptvater-
land das südliche Afrika ist; ferner die Weidenform, in allen Weltteilen
einheimisch, und in den Hochebenen von Quito, nicht durch die Gestalt
der Blätter, sondern durch die der Verzweigung, in Schmus Molle2
wiederholt, Myrtengewächse und Lorbeerform.
Es wäre ein Unternehmen, eines großen Künstlers wert, den
Charakter aller dieser Pflanzengruppen, nicht in Treibhäusern oder in den
Beschreibungen der Botaniker, sondern in der großen Tropennatur selbst,
zu studieren. Wie interessant und lehrreich für den Landschaftsmaler
wäre ein Werk, welches dem Auge die aufgezählten sechzehn Hauptformen
erst einzeln und dann in ihrem Kontraste gegeneinander darstellte! Was
ist malerischer als baumartige Farren, die ihre zartgewebten Blätter über
die mejikanischen Lorbeereichen ausbreiten, was reizender als Pisang-
gebüsche, von hohen Guadua- und Bambusgräsern umschattet? Dem
Künstler ist es gegeben, die Gruppen zu zergliedern; und unter seiner
Hand löst sich (wenn ich den Ausdruck wagen darf) das große Zauber-
bild der Natur, gleich deu geschriebenen Werken der Menschen, in wenige
einfache Züge auf.
Am glühenden Sonnenstrahl des tropischen Himmels gedeihen die
herrlichsten Gestalten der Pflanzen. Wie im kalten Norden die Baum-
rinde mit dürren Flechten und Laubmoosen bedeckt ist, so beleben dort
Cymbidium und duftende Vanille den Stamm der Anakardien und der
riesenmäßigen Feigenbäume. Das frische Grün der Pothosblätter und
Drakontien kontrastiert mit den vielfarbigen Blüten der Orchideen. Ran-
kende Bauhinien, Passifloren und gelbblühende Banisterien^ umschlingen
den Stamm der Waldbäume. Bei dieser Fülle von Blüten und Blättern,
bei diesem üppigen Wüchse und der Verwirrung rankender Gewächse wird
es oft dem Naturforscher schwer, zu erkennen, welchem Stamme Blüten
1 Chinarinden-Baum. — 2 Peruanischer Pfefferbaum, ein Strauch mit gefie-
derten Blättern, weißen Blüten und roten Beeren, der von Mejiko bis Chile häufig ist. —
8 Passionsblumen sind Kräuter und Sträucher im tropischen Afrika und Amerika, hier
viel von den Kolibris besucht.
8*
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_v Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Afrika Quito Chile Afrika Amerika
116
Ii. Erdkundliches Lesebuch.
und Blätter zugehören. Ein einziger Baum bildet eine Gruppe von
Pflanzen, welche, voneinander getrennt, einen beträchtlichen Erdraum
bedecken würden. In den Tropen sind die Gewächse saftstrotzender, von
frischerem Grün, mit größeren und glänzenderen Blättern geziert als in
den nördlicheren Erdstrichen. Gesellschaftlich lebende Pflanzen, welche
die europäische Vegetation so einförmig machen, fehlen am Äquator bei-
nahe gänzlich. Bäume, fast zweimal so hoch als unsere Eichen, prangen
dort mit Blüten, welche groß und prachtvoll wie unsere Lilien sind.
An den schattigen Ufern des Magdalenenfluffes in Südamerika wächst
eine rankende Anstolochia, deren Blume von vier Fuß Umfang sich die
indischen Knaben in ihren Spielen über den Scheitel ziehen. Im süd-
indischen Archipel hat die Blüte der Rafflesia1 fast drei Fuß Durchmesser
und wiegt über vierzehn Pfund.
Die außerordentliche Höhe, zu welcher sich unter den Wendekreisen
nicht bloß einzelne Berge, sondern ganze Länder erheben, und die Kälte,
welche Folge dieser Höhe ist, gewähren dem Tropenbewohner einen selt-
samen Anblick. Außer den Palmen und Pisanggebüschen umgeben ihn
auch die Pflanzenformen, welche nur den nordischen Ländern anzugehören
scheinen. Zypressen, Tannen und Eichen, Berberisfträucher und Erlen
(nahe mit den unsrigen verwandt) bedecken die Gebirgsebenen im südlichen
Mejiko, wie die Andeskette unter dem Äquator. So hat die Natur dem
Menschen in der heißen Zone verliehen, ohne seine Heimat zu verlassen,
alle Pflanzengestalten der Erde zu sehen, wie das Himmelsgewölbe von
Pol zu Pol ihm keine seiner leuchtenden Welten verbirgt. Diesen und
so manchen anderen Naturgenuß entbehren die nordischen Völker. Viele
Gestirne und viele Pflanzenformen bleiben ihnen ewig unbekannt. Die
krankenden Gewächse, welche unsere Treibhäuser einschließen, gewähren
nur ein schwaches Bild von der Majestät der Tropenvegetation. Aber
in der Ausbildung unserer Sprache, in der glühenden Phantasie des
Dichters, in der darstellenden Kunst der Maler ist eine reiche Quelle des
Ersatzes eröffnet. Aus ihr schöpft unsere Einbildungskraft die lebendigen
Bilder einer exotischen Natur. Im kalten Norden, in der öden Heide
kann der einsame Mensch sich aneignen, was in den fernsten Erdstrichen
erforscht wird, und so in seinem Innern eine Welt sich schaffen, welche
das Werk seines Geistes ist, frei und unvergänglich wie dieser.
1 Die Riesenblume gehört zu den ^riswloc-dia-(Osterluzei-) Gewächsen, die in
der n. gemäßigten Zone, im Mittelmeergebiet und überall in den Tropen artenreich
auftreten.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
174
Der Osten . .
Der Westen. .
Die Mitte . .
Der Norden .
| Einwohner auf
; qkm 11 ({Ii m
.! 379,5
. | 406,4
. 1 644,1
. ' 195,7
Wald
qkm
158,5
208,7
100,4
58,4
Acker
qkm I %
Reinertrag
Mk. pro ha
42 152,9 40,3 ca. 9( 3-20)
51 142,1 35 „ 7( 3-12)
15 428,8 65 „25(10-40)
30 109,9 56 „19(10-30)
57
70
122
188
Waldige Gebirge rahmen den fruchtbaren Kern der Grafschaft ein,
der von ihnen Schntz gegen Wetter, Wind und Widersacher, dazu arbeits-
kräftige Gewässer, Bausteine und Holz empfängt, neuerdings auch eine
Steigerung des eigenen Lebens durch den Zustrom der Sommergäste aus
den Städten des Flachlandes, die von heilkräftigen oder erfrischenden
Quellen, von der würzigen Waldlnst des Berglandes, vom rüstigen Wan-
dern auf seinen aussichtsreichen Höhen und durch seine schattigen Täler eine
Aufmunterung ihrer Lebenskraft erwarten. An der Ostseite des Länd-
chens ragt, seine Gesamtheit beherrschend, die Masse des Schneeberges allein
über die Waldgrenze empor. Die Schweizerei (1224 m), deren Weide-
gründe die schon der Verkümmerung nahe, lockere oberste Waldregion
lichten, die höchste Siedelung des Ländchens, ist das Ziel einer der Straßen,
die den weiten Forstbesitz des Prinzen Friedrich Heinrich durchflechten und er-
schließen; sie ist der Nastort der Bergwanderer, die nun von dem stolzen Turm
die früher nur stückweise vom Rande des flachgewölbten Bergscheitels ge-
meßbare Rundsicht mit einem einzigen, weitgreifenden Umblick erfassen.
Ch° erreicht erst in beträchtlicher Ferne am Anstritt der Täler aus den
Bergen dörfliche Siedelungen. Denn das Gebirge umfängt ein tief bis
an seinen Rand herabreichendes Waldkleid, der stolze Besitz weniger großer
Grundherrschaften (Gras Althann-Mittelwalde, Prinz Friedrich Heinrich
Schnallenstein und Seitenbcrg, Graf Magnis-Kieslingswalde), die mit ein
paar kleinen Bauernwaldungen eine geschlossene Forstfläche von nahezu drei
Ouadratmeilen allein ans dein preußischen Abhänge des Gebirges bilden.
Der wohlgepflegte Wald beherrscht so das wirtschaftliche Leben diefes
Berglandes; er dringt hier und da selbst erobernd gegen den Bereich
früherer Rodungen vor, wenn ein Grundherr seinen Besitz abrundet durch
gelegentlich sich bietende Erwerbungen kleiner Felder, Wiesen und Häuschen,
die in den Wald eingreifen oder ihm näher kommen, als den Forstleuten ge-
nehm ist. Waldarbeit beschäftigt auch eine Menge Kräfte in den Dörfern,
die längs der Bäche eine Strecke in das Gebirge hineindringen. Erst
neuerdings stellt der Fremdenverkehr diese von Hans aus armen Dörfer
teilweise freier auf eigene Füße. Das gilt am vollsten von Wölfelsgrund.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Heinrich Friedrich Heinrich Friedrich_Heinrich
Schnallenstein Friedrich Heinrich Hans
50
I. Abriß der Allgememen Crdkunde,
tungsgebirge, Horstgebirge und vulkanische Gebirge. Ihre Erhebung
ist im Vergleich zur Größe der Erde immer nur unbeträchtlich; selbst der
höchste aller Berge, der Mount Everest, dürfte auf einem Globus von 1 in
Durchmesser nur 2/3 mm hoch dargestellt werden.
Ii. Wände- Unablässig verändert sich der Umfang, mehr noch das Relief des
^Boden- Landes, während die fast dreifach größere, meerbedeckte Außenseite des Erd-
formen, balls eben durch das Meer vor zerstörenden Eingriffen von außen her
besser geschützt wird. Hauptursachen jener steten Umgestaltung sind:
1._^tranb= 1. Verschiebung der Strandlinie, sei es im positiven oder im
Verschiebung, ncga^t,cn Sinne. Bei jedem Absinken von Land und bei Überflutung
der eingebrochenen Stelle durch das Meer muß eine Erniedrigung des
gesamten Meeresspiegels, also eine negative Strandlinienverschiebnng
an anderen Küsten, eintreten; eine positive, wenn auch von gering-
sügiger Größe vollzieht sich a) ganz allgemein und unablässig infolge
von langsamen: Aufhöhen des Meeresbodens seitens der über den Meeres-
boden sich fort und fort breitenden Sedimente, d) örtlich dadurch, daß
die Massenanziehung des Wassers durch das Küstenland stärker wird,
z. B. bei Emporfaltung eines Gebirges im Binnenland. Diese Massen-
anziehnng bewirkt überhaupt, daß der Meeresspiegel nicht mit der
idealen Oberfläche des Rotations-Ellipsoids zusammenfällt, sondern zu
einer gegen das Land hin ausgerichteten, schrägen Ebene etwas über
die rechtwinklige Lage znm Erdradius emporgezogen ist. Allerdings
ist die Dichtigkeit der Erde nicht gleichmäßig, und zwar vielsach unter
Gebirgen geringer als unter Ebenen, unter dem Festland als unter dem
Meere; denn von den höheren Teilen der Erde tragen die Gewässer an-
dauernd Massen zu den tieseren herab. Dieser Umstand wirkt abschwächend
aus die Massenanziehung ein, der das Meer seitens der Festländer ausgesetzt
ist (S. 15). — Weil die Höhe der Jnnenwärme einer Landmasse von dem
Wärmegrad abhängt, der dicht unter der Bodenobersläche dauernd herrscht
und der mittleren Lufttemperatur der Örtlichkeit entspricht (S. 15,16), so
muß sich eine Landmasse durch äußere Abkühlung, z. B. infolge von Be-
deckung mit Gletschereis, zusammenziehen, durch äußere Erwärmung,
z. B. nach dem Abschmelzen großer Jnlandeisdecken, ausdehnen; das ver-
ursacht bei Küstenländern ebenfalls säkulare Strandlinienverschiebung, so
daß z. B. in Skandinavien, einem zur Eiszeit grönländisch übergletschert
gewesenen Gebiet, „alte Strandlinien" der Eiszeit in noch deutlichen
Streifen hoch über dem gegenwärtigen Meeresspiegel erkennbar sind.
2. Zerstörung Z. Steter Angriff a) der Atmosphärilien bewirkt Verwitterung,
^sph^irmeu"'entweder trockene oder nasse; jene tritt in Ländern mit trockenem Klima
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Berichte von Cntdeckungs- und Sorschung-reisen. S. Ferdinand v. Richthofen.
125
die Kahlheit der Berge, die Formen und Farben der Gesteine, welche
dadurch deutlich werden, die Art der Lagerungsverhältnisse, welche sich
noch aus weiter Entfernung klar erkennen lassen, die breite, eintönige
Berebenung im Osten mit sanfter Böschung von den Flanken abwärts,
die breiten, sandigen, wasserlosen Flußbecken — alles dies ist charak-
teristisch für das Great Basin. Nur die zerstreuten Dörfer zeigen, daß
hier ein anderes Volk wohnt als die wandernden Indianer. Auch ließ
sich selbst von der Höhe erkennen, daß der Talboden größtenteils aus
festem Gestein besteht, nicht aus sandigen Anschwemmungen wie im Great
Basin, und zu einer andern Jahreszeit würde das Grün der Talvege-
tation einen wohltätigen Unterschied bilden, während die kahle Farbe,
welche die Landschaft jetzt hat, die erwähnte Ähnlichkeit noch vermehrt.
Im Vernichten der Vegetation zeichnen sich die Chinesen in
trauriger Weise aus. Die Vorfahren der jetzigen Generation haben die
Wälder ausgerottet; dann wurden auch die letzten Reste der Sträucher
vertilgt. Oft habe ich die Leute auf kahlen Bergflächen sorgsam die
Wurzelstöcke der Strüucher aufsuchen und aushacken sehen, um sie als
Brennmaterial zu verwenden. In Schantung aber, bei Tschisu wie hier
im W, ist auch dieses Stadium vorüber; denn es gibt längst keine
Strüucher mehr. Man ist daher zur Ausrottung der Gras- und Kraut-
Vegetation herabgestiegen. An Berggehängen wie an Feldrainen sieht
man oft Scharen von Leuten emsig beschäftigt, mit eigens zu diesem
Zweck verfertigten Instrumenten erst das trockene Gras abzumähen und
dann die Wurzeln auszuhacken. Ganze Flüchen werden in einem Tage
vollständig verödet. Die Praxis muß alt sein, dafür spricht die Anwen-
dung derselben Werkzeuge im Osten und Westen; diese Werkzeuge aber
werden zum Teil im südlichen China verfertigt. Es ist gewiß ein gutes
Zeichen für Klima und Boden, daß die Berge noch immer mit einer
dünnen Vegetation bedeckt bleiben. Dies ist der einzige Nutzen, den die
Bevölkerung von ihren Bergen zieht. Ich fragte, warum man nicht Schaf-
Herden auf den Bergen weiden lasse und mit dem Erlös Kohlen ein-
führe. Man antwortete, niemand habe so viel Geld, um Schafe zu kaufen.
Es fehlt dem Volke durchaus an jedem Trieb nach neuen Unterneh-
mungen und Verbesserungen. Sie bewegen sich in den vor Urzeiten von
den Ahnen vorgezeichneten Wegen und weichen nicht einen Zoll breit davon
in Arizona und der kalifornischen Küstenkordillere n. von los Angeles, v. Richthofen
hatte diese Gebiete Kaliforniens bereift, ehe er zu seinen Forschungswanderungen durch
China (1868 —1872) nach Asien zurückkehrte.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Schantung China Arizona China Asien
106
des unermeßlichen Ozeans in ein Feuermeer um. Unauslöschlich wird
mir der Eindruck jener stillen Tropennächte der Südsee bleiben, wenn
aus der duftigen Himmelsbläue das hohe Sternbild des Schiffes und
das gesenkt untergehende Kreuz ihr mildes Licht ausgössen, und wenn
zugleich in der schäumenden Meeresflut die Delphine ihre leuchtenden
Furchen zogen. So sind auch die verborgensten Räume der Schöpfung
mit Leben erfüllt.
Wir wollen hier bei den Geschlechtern der Pflanzen verweilen;
denn auf ihrem Dasein beruht das Dasein der tierischen Schöpfung.
Unablässig sind sie bemüht, den rohen Stoff der Erde organisch anein-
anderzureihen und vorbereitend dnrch lebendige Kraft zu mischen, was
nach tausend Umwandlungen zur regsamen Nervenfaser veredelt wird.
Derselbe Blick, den wir auf die Verbreitung der Pflanzendecke heften,
enthüllt uns die Fülle des tierischen Lebens, das von jener genährt und
erhalten wird.
Ungleich ist der Teppich gewebt, welchen die blütenreiche Flora
über den nackten Erdkörper ausbreitet: dichter, wo die Sonne höher an
dem nie bewölkten Himmel emporsteigt; lockerer gegen die trägen Pole
hin, wo der wiederkehrende Frost bald die entwickelte Knospe tötet,
bald die reifende Frucht erhascht. Doch überall darf der Mensch sich
der nährenden Pflanzen erfreuen. Auf dem nackten Steine, sobald
ihn zuerst die Lust berührt, bildet sich in den nordischen Ländern ein
Gewebe sammetartiger Fasern, welche dem unbewaffneten Auge als farbige
Flecken erscheinen. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte
Farbe. Das fernleuchtende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau
der Leprarieu-Flechten verwandelt sich nach und nach in ein staubartiges
Schwarz. Die Grenzen der alternden Decke fließen ineinander, und
auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue, zirkelrunde Flechten von
blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein organisches Gewebe
auf das andere; und wie das sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte
Stufen der sittlichen Kultur durchlaufen muß, so ist die allmähliche Ver-
breitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt
hohe Waldbäume ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte
Flechten das erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, krautartige Gewächse
und Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen Zwischen-
zeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewirken in den
Tropen Portulaca, Gomphrenen^ und andere fette, niedrige Uferpflanzen.
1 Blütenkräuter, besonders in Mittel- und Südamerika verbreitet und artenreich.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Bericht« von Lntdeckungs- und Sorschungsreisen. Z. Alexander v. Humboldt. 107
Die Geschichte der Pflanzendecke und ihre allmähliche Ausbreitung über die
öde Erdrinde hat ihre Epochen, wie die Geschichte der wandernden Tierwelt.
Ist aber auch die Fülle des Lebens überall verbreitet, ist der
Organismus auch unablässig bemüht, die durch den Tod entfesselten
Elemente zu neuen Gestalten zu verbinden, so ist diese Lebensfülle und
ihre Erneuerung doch nach Verschiedenheit der Himmelsstriche verschieden.
Periodisch erstarrt die Natur in der kalten Zone; denn Flüssigkeit ist
Bedingnis zum Leben. Tiere und Pflanzen liegen hier viele Monate
hindurch im Winterschlaf vergraben. In einem großen Teile der Erde
haben daher nur solche organische Wesen sich entwickeln können, welche
einer beträchtlichen Entziehung von Wärmestoff widerstehen und ohne
Blattorgane einer langen Unterbrechung der Lebensfunktiouen fähig sind.
Je näher dagegen den Tropen, desto mehr nimmt Mannigfaltigkeit der
Gestaltung, Anmut der Form und des Farbengemisches, ewige Jugend
und Kraft des organischen Lebens zu. Wenn man aus unseren dick-
laubigen Eichenwäldern über die Alpen- oder Pyrenäenkette nach Welsch-
land oder Spanien hinabsteigt, wenn man gar seinen Blick auf einige
afrikanische Küstenländer des Mittelmeeres richtet, so wird man leicht zu
dem Fehlschlüsse verleitet, als sei Baumlosigkeit der Charakter heißer
Klimate. Aber man vergißt, daß das südliche Europa eine andere
Gestalt hatte, als pelasgische oder karthagische Pflanzvölker sich zuerst
darin festsetzten; man vergißt, daß frühere Bildung des Menschengeschlechtes
die Waldungen verdrängt, und daß der umschaffende Geist der Nationen
der Erde allmählich den Schmuck raubt, welcher uns in dem Norden er-
freut, und welcher (mehr als alle Geschichte) die Jugend unserer sittlichen
Kultur anzeigt. Das Malerische italienischer Gegenden beruht vorzüglich
auf dem lieblichen Kontrast zwischen dem unbelebten, öden Gestein und
der üppigen Vegetation, welche inselförmig darin aufsproßt. Wo dieses
Gestein minder zerklüftet, die Wasser auf der Oberfläche zusammenhält,
wo diese mit Erde bedeckt ist (wie an den reizenden Ufern des Albaner
Sees), da hat selbst Italien seine Eichenwälder, so schattig und grün,
als der Bewohner des Nordens sie wünscht. Auch die Wüsten jenseits
des Atlas und die unermeßlichen Ebenen oder Steppen von Südamerika
sind als bloße Lokalerscheinungen zu betrachten. Diese findet man, in
der Regenzeit wenigstens, mit Gras und niedrigen, fast krautartigen
Mimosen bedeckt; jene sind Sandmeere im Innern des alten Kontinents,
große pstanzenleere Räume, mit ewig grünen, waldigen Ufern umgeben.
Nur einzeln stehende Fächerpalmen erinnern den Wanderer, daß diese
Einöden Teile einer belebten Schöpfung find. Im trügerischen Lichtspiele,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_v Alexander Südamerika
Extrahierte Ortsnamen: Welsch- Spanien Europa Italien
108
Ii. Erdkundliches Lesebuch.
das die strahlende Wärme erregt, sieht man bald den Fuß dieser Palmen
frei in der Luft schweben, bald ihr umgekehrtes Bild in den wogenartig
zitternden Luftschichten wiederholt. Auch westlich von der peruanischen
Andeskette, an den Küsten des Stillen Meeres, haben wir Wochen ge-
braucht, um solche wasserleere Wüsten zu durchstreichen. Hat eine
Gegend einmal ihre Pflanzendecke verloren, ist der Sand beweglich und
quellenleer, hindert die heiße, senkrecht aufsteigende Luft den Niederschlag
der Wolken, so vergehen Jahrtausende, ehe von den grünen Ufern aus
organisches Leben in das Innere der Einöde dringt.
Wer demnach die Natur mit einem Blicke zu umfassen und von
Lokalphänomenen zu abstrahieren weiß, der sieht, wie mit Zunahme der
belebenden Wärme, von den Polen zum Äquator hin, sich auch allmäh-
lich organische Kraft und Lebensfülle vermehren. Aber bei dieser Ver-
mehrung sind doch jedem Erdstriche besondere Schönheiten vorbehalten:
den Tropen Mannigfaltigkeit und Größe der Pflanzenformen; dem Norden
der Anblick der Wiesen und das periodische Wiedererwachen der Natur
beim ersten Wehen der Frühlingslüfte. Jede Zone hat außer den ihr
eigenen Vorzügen auch ihren eigentümlichen Charakter. So wie man an
einzelnen organischen Wesen eine bestimmte Physiognomie erkennt, wie
beschreibende Botanik und Zoologie, im engern Sinne des Worts, Zer-
gliederung der Tier- und Pflanzenformen sind, so gibt es auch eine
Naturphysiognomie, welche jedem Himmelsstriche ausschließlich zukommt.
Was der Maler mit den Ausdrücken „Schweizer Natur", „italienischer
Himmel" bezeichnet, gründet sich auf das dunkle Gefühl dieses lokalen
Naturcharakters. Luftbläue, Beleuchtung, Duft, der auf der Ferne ruht,
Gestalt der Tiere, Saftfülle der Kräuter, Glanz des Laubes, Umriß der
Berge: alle diese Elemente bestimmen den Totaleindruck einer Gegend.
Zwar bilden unter allen Zonen dieselben Gebirgsarten, Trachyt, Basalt,
Porphyrschiefer und Dolomit, Felsgruppen von einerlei Physiognomie.
Die Grünsteinklippen in Südamerika und Mexiko gleichen denen des
deutschen Fichtelgebirges; denn die unorganische Rinde der Erde ist gleich-
sam unabhängig von klimatischen Einflüssen. Alle Formationen sind
allen Weltgegenden eigen und in allen gleichgestaltet. Überall bildet der
Granit sanft rundliche Kuppen. Auch ähnliche Pflanzenformen, Tannen
und Eichen, bekränzen die Berggehänge in Schweden wie die des süd-
lichsten Teils von Mexiko. Und bei aller dieser Übereinstimmung in den
Gestalten, bei dieser Gleichheit der einzelnen Umrisse nimmt die Grup-
Pierling derselben zu einem Ganzen doch den verschiedensten Charakter an.
Georg Forster in seinen Reisen und in seinen kleinen Schriften, Goethe
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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Berichte von Cntdeckungs - und Forschungsreisen. 3. Alexander v. /sumboldt.
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in den Naturschilderungen, welche so manche seiner unsterblichen Werke
enthalten, Buffon und Chateaubriand haben mit unnachahmlicher Wahr-
heit den Charakter einzelner Himmelsstriche geschildert. Solche Schil-
derungen sind aber nicht bloß dazu geeignet, dem Gemüt einen Genuß
der edelsten Art zu verschaffen; nein, die Kenntnis von dem Natur-
charakter verschiedener Weltgegenden ist mit der Geschichte des Menschen-
geschlechtes und mit der seiner Kultur aufs innigste verknüpft. Denn
wenn auch der Anfang dieser Kultur nicht durch physische Einflüsse allein
bestimmt wird, so hängt doch die Richtung derselben, so hängen Volks-
charakter, düstere oder heitere Stimmung der Menschheit großenteils von
klimatischen Verhältnissen ab. Die Dichterwerke der Griechen und die
rauheren Gesänge der nordischen Urvölker verdankten größtenteils ihren
eigentümlichen Charakter der Gestalt der Pflanzen und Tiere, den Gebirgs-
tälern, die den Dichter umgaben, und der Luft, die ihn umwehte. Wer
fühlte sich nicht, um selbst nur an nahe Gegenstände zu erinnern, anders
gestimmt in dem dunkeln Schatten der Buchen, auf Hügeln, die mit ein-
zeln stehenden Tannen bekränzt sind, oder auf der Grasflur, wo der Wind
in dem zitternden Laube der Birke säuselt? Melancholische, ernst erhebende
oder fröhliche Bilder rufen diese vaterländischen Pflanzengestalten in uns
hervor. Der Einfluß der physischen Welt auf die moralische, das geheimnis-
volle Jneinanderwirken des Sinnlichen und Außersinnlichen gibt dem
Naturstudium, wenn man es zu höheren Gesichtspunkten erhebt, einen
eigenen, noch zu wenig erkannten Reiz. Wenn aber auch der Charakter
verschiedener Weltgegenden von allen äußeren Erscheinungen zugleich ab-
hängt, wenn Umriß der Gebirge, Himmelsbläue, Wolkengestalt und Durch-
sichtigkeit des Luftkreises den Totaleindruck bewirken, so ist doch nicht zu
leugnen, daß das Hauptbestimmende dieses Eindrucks die Pflanzendecke ist.
Dem tierischen Organismus fehlt es an Masse; die Beweglichkeit der
Individuen und oft ihre Kleinheit entziehen sie unseren Blicken. Die Pflanzen-
schöpfung dagegen wirkt durch stetige Größe auf unsere Einbildungskraft.
Umfaßt man mit einem Blick die verschiedenen phanerogamischen
Pflanzenarten, so erkennt man in dieser wundervollen Menge gewisse
Hauptformen, auf welche sich viele andere zurückführen lassen. Zur Be-
stimmung dieser Typen, von deren individueller Schönheit, Verteilung
und Gruppierung die Physiognomie der Vegetation eines Landes abhängt,
muß man nicht (wie in den botanischen Systemen aus andern Beweg-
gründen geschieht) auf die kleinsten Fortpflanzungsorgane, Blütenhüllen
und Früchte, sondern nur auf das Rücksicht nehmen, was durch Masse
den Totaleindruck einer Gegend individualisiert. Unter den Hauptformen
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